Neulich las ich einen sehr aufschlussreichen Artikel über Diversity.
Der Autor kommt zu dem Schluss, dass Diversity eine Frage des Respekts und nicht der Toleranz ist.
Dem stimme ich zu.
Warum sehe ich das so? Hier ist ein Beispiel.
Vor Kurzem war ich in der Klinik. Die meisten der dort arbeitenden Menschen kamen ganz offensichtlich aus anderen Ländern als Deutschland.
Sie sprachen Deutsch mit unterschiedlichen Akzenten und hatten oft ein anderes Erscheinungsbild.
Allesamt waren sie toll und machten einen richtig guten Job.
Meine liebe Zimmernachbarin war eine 85-jährige ehemalige Krankenschwester.
Sie sprach die Pflegerinnen durch die Bank mit einem gestochen scharfen „Schwester“ an.
Voller Anerkennung. Höflich. Ihre „Kinderstube“ als Krankenschwester war klar.
Ihre Frage an eine Krankenpflegerin: „Schwester, Sie sprechen aber sehr gut Deutsch“ war lobend.
Genauso wie: „Wo kommen Sie her“ und „wie lange sind Sie schon in Deutschland“?
Da war nichts negativ. Die Fragen waren absolut freundlich gestellt und zeigten echtes Interesse.
Ich beobachtete die so angesprochene Pflegerin genau.
Bei der ersten Frage zuckte sie sichtbar, bei der zweiten Frage sackte sie buchstäblich zusammen.
Ihre Körpersprache sprach Bände. Diese Fragen waren ihr nicht recht! Dennoch blieb sie höflich.
„Danke, ich komme aus Indien, aus Delhi, ich bin seit 18 Monaten in Deutschland, habe aber vorher in Indien schon 10 Monate Deutsch gelernt“.
Sie verließ dann das Zimmer.
Ich begegnete ihr später auf dem Flur und sprach sie an.
Auf Englisch. Mit „are you an English speaker“? Sie lächelte mich an und antwortete mit „yes“.
Wir unterhielten uns auf Englisch, ich erzählte ihr ein bisschen von meinem eigenen Background und von meinen eigenen Erlebnissen als Kanadierin in Deutschland. Eine wirklich angenehme, lockere Unterhaltung.
Deswegen traute ich mich dann, sie zu fragen, wie sie sich in solchen Situationen fühlt.
„Tired“ (müde) sagte sie. „I’m tired of always having to explain. I say the same thing every day, dozens of times every week. I know most people mean well; they want to show interest. But it’s always the same. It shows I’m different, that I don’t belong“.
„Ich bin anders, ich gehöre nicht dazu“.
Das ist der Grund für unseren Upskilling-Englischkurs „Diversity, Integration and Social Justice“.
Entwickelt, weil Arbeitsplätze soziale Mikrokosmen sind, die die Vorurteile unserer Kulturen widerspiegeln oder herausfordern können.
Respekt wird im allgemeinen Sprachgebrauch unterschiedlich angewendet und verstanden.
Bedeutet Respekt nicht prinzipiell auch Inklusion?
Eine Verpflichtung anderen Menschen gegenüber, sie nicht als „anders“ zu sehen und zu behandeln?
Ihnen grundsätzlich das Gefühl „dazu zu gehören“ zu vermitteln?