Wenn gestückelte Familien miteinander shoppen gehen
Aus der Reihe Englisch nach Maß: Hüte Dich vor Falschen Freunden
Unkonventionelle Familien sind ein Teil der modernen Gesellschaft. Beziehungen enden, es folgt eine Trennung. Die Beteiligten lernen andere Partner kennen. Irgendwann kommt dann eine neue Beziehung in die die Partner ihre Kinder mitbringen. Eventuell bekommt man dann zusammen mit dem neuen Partner noch Nachwuchs. Der gängige, deutsche Begriff für diese Familien ist „Patchwork Familie“. Aber, trotz des englischen Aussehens handelt es sich bei dieser Bezeichnung um einen Schein- bzw. Pseudoanglizismus.
Interessanterweise bedeutet „Patchwork“ in der Tat „zusammengestückelt“. Der Begriff wird in der englischen Sprache jedoch niemals in Bezug auf eine Familienkonstellation gebraucht. Geläufige englische Ausdrücke sind „patchwork quilt“ oder „patchwork doll“. Bei „patchwork dolls“ handelt es sich um Stoffpuppen, „patchwork quilts“ sind Bettdecken. „Patchwork“ ist eine traditionelle Handarbeit zur Verwertung von Stoffresten, sie stammt aus Zeiten in denen Stoffe sehr wertvoll und kostspielig waren.
„Patchwork“ beinhaltet Resteverwertung. Alleine schon deswegen würde man im Englischen diesen Ausdruck nicht auf Menschen, und schon gar nicht auf Familienmitglieder ausweiten.
„Blended family“ ist der richtige Begriff für die deutsche „Patchwork Familie“, dies beinhaltet „step parents“ (Stiefeltern) sowie „step siblings“ (Stiefgeschwister).
„Shopping“, verdeutscht „Shoppen“ ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung vieler Familien, egal ob „Patchwork“ oder konventionell. Hier findet sich ein weiterer, ebenfalls trügerischer, Anglizismus. Ist er doch in der Form des „Shopping“ ein echter Anglizismus, wird er als „Shoppen“ dann zum Scheinanglizismus, der tatsächlich eine deutsche Bezeichnung ist.
„Shopping“ beinhaltet viele Tücken, wobei das Geldausgeben sicher eine der riskantesten ist. Eine weitere Falle ist allerdings, dass der Begriff „Shoppen“ in Deutschland grundsätzlich eher Spaß beinhaltet. Denn „Shoppen“ bedeutet hierzulande eher ein „Bummeln“, eine entspannte Jagd nach netten Dingen wie Taschen, Klamotten oder Schuhen.
Im Gegensatz zum „Shoppen“ ist der Gang zum Supermarkt oder zur Drogerie schlicht „Einkaufen“. Alleine schon die Wortwahl „Einkaufen“ schließt den Spaßfaktor bereits aus. Wenn man also shoppen geht, dann handelt es sich um eine ganz andere Tätigkeit als das „Einkaufen“.
Der springende Punkt? Der englische Begriff „shopping“ bedeutet grundsätzlich „einkaufen“. Dabei macht es keinen Unterschied ob im Baumarkt oder dem Schuhgeschäft eingekauft wird.
Es ist daher im englischen Sprachgebrauch absolut erforderlich, dass wenn man jemandem erzählt, dass „shopping“ etwas Schönes ist, diese Aussage mit dem Detail „for clothes“, „for shoes“ usw. zu ergänzen.
Es sei denn, das der wöchentliche Einkauf im Supermarkt (grocery shopping) tatsächlich Freude bereitet…
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