Mehrsprachigkeit macht schlau
Teil 3: Schutz vor Gehirnabbau, Verzögerung von Demenz
Erfreuliche Erkenntnisse der verschiedenen Studien resultieren in einer weiteren Widerlegung alter Regeln. Denn, die Wissenschaft erklärte sehr lange, dass Kinder EINE Sprache möglichst früh lernen müssten um diese wirklich zu beherrschen. Daher galt auch lange die Theorie, dass Menschen nur eine Muttersprache haben könnten. Beides ist mittlerweile wiederlegt.
Nicht nur profitieren Kinder vom Erlernen mehrerer (Mutter) Sprachen, dies gilt auch für Erwachsene! Sicher, ein akzentfreies Sprechen einer Sprache ist ab einem bestimmten Alter meist nicht mehr möglich, aber eine Sprache auf einem sehr guten, sogar muttersprachlichen Niveau zu erlernen, das ist durchaus erreichbar. Und das mit ähnlichen Wirkungen im Gehirn wie bei Kindern.
„Mehrsprachig“ wird oft als die Fähigkeit definiert, „problemlos von einer Sprache in die Nächste wechseln zu können“. Durch die Beherrschung dieser Fähigkeit profitiert man auch als Erwachsener – wenn auch nicht ganz so viel wie Kinder das tun. Auch beim Erlernen von einer oder mehreren Sprachen nach dem Kindesalter baut das Gehirn in dem wichtigen Bereich um den ACC zusätzliche Masse auf, wird das Areal um den ACC gefordert. Das Alter ist ein Faktor, aber nicht der Wichtigste.
„Um das Gehirn lebenslang fit zu halten, muss die Fremdsprache nicht in die Krippe gelegt werden. Das Lernen falle im höheren Alter nur schwerer, sagt Neurologe Jubin Abutalebi von der Università Vita-Salute San Raffaele in Mailand.“
Die Vorteile der erhöhten kognitiven Fähigkeiten sind daher auch für Menschen nach dem Kindeshalter erreichbar. Auch wenn eine Sprache nicht die „Muttersprache“ ist, und man sie nicht ganz akzentfrei spricht, so ist es dennoch möglich einen Muttersprachler in Wortschatz, Wortgebrauch, Sprachflüssigkeit und vielen weiteren sprachlichen Kompetenzen zu übertreffen.
Hier spielt nämlich die jeweilige Bildung eine entscheidende Rolle. Im Vergleich Muttersprachler zu Nicht-Muttersprachler, wird ein Muttersprachler einem Nicht-Muttersprachler nur dann sprachlich überlegen sein, wenn die Bildung beider Menschen vergleichbar ist.
Bei einem deutlichen Bildungsunterschied hat ein gebildeter, sprachlich kompetenter Nicht-Muttersprachler einen eindeutigen Vorsprung gegenüber einem weniger gebildeten Muttersprachler. Dies belegen auch Studien von Prof. Dr. Claudia Maria Riehl an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Der wichtigste Faktor um den ACC „anzukurbeln“ ist eine ausreichende Motivation. Der Wille, eine weitere Sprache zu lernen ist ausschlaggebend.
Nicht genug, dass man durch die Förderung des ACC und dem resultierenden Aufbau an relevanter Gehirnmasse intelligenter wird, neueste Forschungen zeigen auch weitreichende Vorteile im Alter.
Denn, „ein Team kanadischer Wissenschaftler um die Forscherin Ellen Bialystok von der York University fand heraus, dass Kanadier, die lebenslang zwei Sprachen gesprochen hatten, sich weniger anfällig für Alzheimer zeigten. Zwar erkrankten sie im ähnlichen Alter wie monolinguale Vergleichspersonen. Doch die verheerenden Folgen der Demenz traten bei ihnen später auf. Untersuchungen aus Israel und Indien kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Polyglotte Menschen, folgert Bialystok, verfügten über eine „kognitive Reserve““.
Der Grund?
Demenzerkrankungen entstehen durch den Abbau von Gehirnzellen. Der Abbau ist das Resultat verschiedener Gründe, aber es bleibt immer bei einem Abbau. Dieser Abbau findet genau in den zwei Gehirnbereichen Nucleus caudatus und dem Anterioren cingulären Cortex (ACC) statt.
Wer also in der Region um den ACC mehr Gehirnmasse, sprich mehr Zellen, hat, bei dem ist dieser Abbau deutlich verlangsamt. Weil mehr Masse zur Verfügung steht kann das Gehirn den demenzbedingten Verlust der Gehirnzellen länger kompensieren.
„Diese geistige Rücklage könnte bei Alzheimer den Abbau der Fähigkeiten kompensieren. Wenn Bialystok Recht hat, ließe sich der geistige Verfall damit um fünf bis sechs Jahre verzögern. Kein bisher bekanntes Medikament gegen Alzheimer hat eine ähnliche Wirkung“.
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Quellen: Süddeutsche, Die Welt, „Neurology“, „Das mehrsprachige Gehirn“, „Mehrsprachigkeit: Eine Einführung“, Zeit Online
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