Das unterschätzte Potenzial: Ihr Online-Netzwerk
Ja es gibt sie noch: die Kollegen, die ihre Kanzlei ohne Internet betreiben und als Anwalt niemals „online“ sind. Dieses mal soll es jedoch nicht um die viel diskutierte Kanzlei-Webseite gehen. Ihre Kanzlei-Webseite ist Ihre „interaktive“ Visitenkarte, Ihr „Miniatur-Kanzlei-Laden“ – wenn man so will.
Heute geht es um´s Netzwerken. Frau Dr. Schäfer hatte ja bereits in einem der vorangegangenen Artikel über die „7 goldenen Netzwerkregeln“ geschrieben. Warum also nun noch einen Beitrag zum Netzwerken? Weil Netzwerk und „Werken im Netz“ eben nicht dasselbe sind (sie verzeihen bitte die kleine Wortspielerei :-))
Eine Webseite hat vor allem einen informativen Auftrag zu erfüllen: Der Anwalt/die Anwältin stellt sich mit den verschiedenen Kompetenzen vor, vielleicht auch noch das Team und etwaige Kooperationspartner, außerdem gern auch die Kanzleiräumlichkeiten und natürlich wann und wo diese in der realen – will sagen offline-Welt – erreicht und betreten werden können. Denn die reale Welt, die Welt außerhalb des Netzes, hat Öffnungszeiten, damit sich Menschen zu bestimmten Zeiten an einem bestimmten Ort miteinander verabreden können, um miteinander in Kontakt zu treten. Menschen sind nicht gern an einen Ort gefesselt. Sie wollen sich bewegen, wollen raus, wollen woanders sein und vor allem bei denjenigen sein, die ihnen etwas bedeuten.
So funktioniert es mit dem offline-Netzwerk: Verabredungen zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten stellen sicher, dass alle relevanten Personen miteinander kommunizieren können.
Anders im online-Netzwerk. Die online-Welt kennt keine Öffnungszeiten. Sie kennt noch nicht einmal die Bezeichnung 24/7 – denn das ist Teil ihrer DNA. Sie beschränkt sich auch nicht auf nur einen Ort: sie ist hier und überall gleichzeitig.
Doch was genau ist Ihr online-Netzwerk?
Ihr online-Netzwerk sind Ihre „Listen“. Welche Listen? Nun die nach den verschiedenen Kategorien sortierten Kontakte. Dies können beispielsweise Ihre Mandanten sein, Ihre Kooperationspartner und Ihre Kollegen. Sie können auch noch weiter spezifizieren. Beispielsweise die familienrechtlichen Mandate von den strafrechtlichen unterscheiden, die Stammkunden von den Einmalkunden und diese wiederum von den „Interessenten“ und „potentiellen Mandanten“ unterscheiden. Wichtig ist allein, dass Sie Ihre Kontakte definieren und sortieren. Sie sehen wie einfach es ist zu starten, denn Kontakte in irgendeiner Form hat jeder.
Doch Stopp: Bevor Sei sich nun noch einmal in unseren Beitrag vom 20.05.2016 – in „die 7 goldenen Netzwerkregeln“ vertiefen und loslegen, sollten Sie sich noch einmal kurz zurücklehnen. Bevor Sie „Netzwerken“ sollten Sie Ihre Hausaufgaben machen. Ihre Hausaufgaben?
Start with WHY.
Nun, wie bei allem im Leben sollten Sie sich zuerst eines fragen: WARUM?
Warum Netzwerken Sie? Warum netzwerken sie so wie sie es tun und warum besteht Ihr Netzwerk aus diesen Kontakten und nicht aus anderen?
Erst wenn Sie wissen, was Sie mit Ihrem Netzwerk erreichen wollen, sind sie in der Lage aus der Fülle an Möglichkeiten bei den Kontakten und aus der Vielfalt der Möglichkeiten, mit diesen in Verbindung zu treten, die richtige Wahl zu treffen.
Es gibt genau drei Kategorien von Menschen. Diejenigen, die offen und neugierig auf Ihre Mitmenschen offline wie online einfach zugehen. Sie sind kommunikativ, extrovertiert, haben Humor und Mitgefühl. Diesen Menschen fällt es nicht nur leicht, ja sie lieben es geradezu, sie brauchen den Austausch mit anderen. Diese „Netzwerken“ quasi nebenbei. Ein Nutzen entsteht dabei jedoch für keinen der Beteiligten – allenfalls einige kurzweilige Momente. Das Gegenteil sind Menschen, denen Small Talk ein Gräuel ist. Diese sind eher still und introvertiert. Dies sind die Schüchternen und Denker. „Netzwerken“ ist für diese eine lästige Pflicht, oft verkrampft und hölzern. Meist sind beide Seiten dankbar, wenn es „vorbei“ ist. Mehrwert? Null.
Und dann gibt es die Menschen, die mit dem „Netzwerken“ etwas erreichen möchten, für die Netzwerken schlicht eine Methode ist, ihr Ziel zu erreichen. Das Ziel im Blick spielt es für diese eine untergeordnete Rolle, ob sie kommunikativ sind oder nicht. Für den Erfolg eines Unternehmers ist auch nicht in erster Linie entscheidend, ob er auf der Bühne der Superstar ist (Steve Jobs) oder eher nicht (Bill Gates).
Vergegenwärtigen Sie sich also Ihr Ziel. Und überlegen Sie dann, mit wem Sie wie und wann in Kontakt treten.
Ihr Netzwerken sollte also:
- Strategisch
- Zielgruppendefiniert und
- Terminiert sein
Doch warum ist dies beim online-Netzwerken so wichtig?
Weil Ihnen die online-Möglichkeiten eine unerschöpfliche Vielfalt rund um die Uhr bieten, müssen Sie geschickt auswählen, welche davon am erfolgsversprechendsten sind. Sie können nicht alle ausprobieren. Weil die online-Welt vernetzt ist und sich damit Chancen potenzieren oder zu Katastrophen entwicklen können. Ein zufriedener Kontakt, ein zufriedener Kunde kann in Sekundenbruchteilen mit einem Mausklick Ihren Marktwert enorm steigern – und zwar über Ländergrenzen hinweg – oder einen Großteil Ihrer potentiellen Neukunden für immer verschrecken.
Doch Moment. Wieso wird hier Netzwerken quasi mit Business gleichgesetzt?
Da Sie diesen Artikel bei JurCoach lesen, habe ich unterstellt, dass Sie im beruflichen Kontext netzwerken wollen. Wozu Sie Netzwerken, bleibt selbstverständlich Ihnen überlassen: das kann zur Karriereförderung sein, aber auch, um zukünftig die besten Sitzplätze beim Kartenvorverkauf zu bekommen oder damit Ihr Sprössling eine Extraportion Aufmerksamkeit im Kindergarten erhält. Doch all diesen Aktivitäten liegt dasselbe Konzept zugrunde, wenn sie Erfolg haben: Sie sind strategisch geplant und zielgruppendefiniert und terminiert ausgeführt worden.
In diesem Sinne –
Herzlichst,
Ihre Dr. Geertje Tutschka, ACC
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