Mitarbeiterführung – “Intuitiv führen” kann man lernen

Dr. Sandra Flämig

Von Dr. Sandra Flämig, Fachanwältin für Arbeitsrecht aus Stuttgart.

Es gibt Führungskräfte, die haben einfach ein gutes Händchen mit ihren Mitarbeitern. Sie führen, von außen betrachtet, “aus dem Bauch heraus” und haben damit Erfolg. Sie gelten bei ihren Mitarbeitern als verständnisvoll, einfühlsam, motivierend. Teilweise wird solchen Menschen eine gute Intuition nachgesagt. Doch was ist Intuition im Zusammenhang mit Mitarbeiterführung? Ist das nicht zu beliebig, unkonkret, weich, unrealistisch, mysteriös oder schwammig? Können das nur Frauen, die ja bekanntlich eine gottgegebene, gleichsam sagenumwobene Intuition haben? Kann man das lernen? Ich habe in jahrelanger Begleitung von Arbeitgebern  und Arbeitnehmern in arbeitsrechtlichen Krisensituationen und in vielen Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung und zum Wahrnehmungstraining einiges über die Intuition gelernt….

Klarheit, Achtsamkeit, extrem gute Wahrnehmungsfähigkeit und Wertschätzung sind dabei für mich die Werte im Umgang miteinander und mit sich selbst.

Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass “intuitiv führen” nichts mit Mystik, Softietum, Beliebigkeit oder Zufall zu tun hat. Menschen, denen eine gute Intuition nachgesagt wird, beobachten ihr Umfeld sehr genau. Sie nehmen ihr Gegenüber mit allen Sinnen wahr und bemerken kleinste Veränderungen. Anhand dieses oft nonverbalen Feedbacks (Veränderung in der Körperhaltung, Stimmmelodie, Farbe der Haut, Herzschlag etc.) passen sie ihre Reaktion an. Sie sind darin so geschult und es ihnen so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie wahrscheinlich nicht einmal bewusst merken, was sie tun. Da ihre Wahrnehmung so gut kalibriert ist, die beobachtenden Umgebung aber in der Regel nicht, wirkt ihr Tun auf außenstehende Betrachter rätselhaft.

Menschen, die bereit sind, sich so auf ihr Gegenüber einzulassen, dass sie kleinste Veränderungen bemerken, haben in der Regel automatisch Werte, wie Achtsamkeit, Wertschätzung und Respekt im Gepäck. Mit der Kombination aus verinnerlichten/gelebten Werten und geschulter Wahrnehmung gelingt es ihnen, qualitativ hochwertiger zu führen als andere.

Damit meine ich nicht Friede, Freude, Eierkuchen. Durch eine geschulte Wahrnehmung kann die Führungskraft erkennen, was “unter” einer verbalen Aussage liegt (Prinzip: Eisberg) und somit Klarheit schaffen. Die Führungskraft weiß, was wirklich in dem Menschen vorgeht, mit dem sie es zu tun hat. Größtmögliche Klarheit eröffnet daher ein Vielfaches an Handlungsalternativen verglichen mit einer bloßen Reaktion auf eine, beispielsweise verbale, Aussage. Es besteht dann beispielsweise auch die Möglichkeit, klare Grenzen zu setzen. Den meisten Menschen ist es wichtig, zu wissen, woran sie sind. Die meisten Menschen wollen gesehen werden und können dann auch ein für sie negatives Feedback leichter annehmen. Das zumindest zeigt meine jahrelange Erfahrung als Fachanwältin bei der Begleitung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern in Trennungs- oder Veränderungssituationen.

Intuitiv führen ist also etwas sehr Klares, Handfestes und vor allem Erlernbares.

Über die Autorin:

Dr. Sandra Flämig ist Fachanwältin für Arbeitsrecht aus Stuttgart.

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